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Hotel Blue all-in XL

 

Status: Ungenutztes Hotel mit Tanzlokal und Restaurant, teileingerichtet.

 

 

 Schäden durch Witterungseinflüsse 4,5/5 Fremdeinfluss+Vandalismus 3,5/5 Spannung 4/5 Gesamterlebnis 4/5

Meine Urbexbewertung :1= Zustand überhaupt nicht ausgeprägt, 5= Zustand ausgesprochen ausgeprägt


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Das Objekt

Mitten im Ortskern und doch recht abgelegen wartet ein längst verlassenes, zweigeschossiges Hotel auf seinen Abbruch, dessen Baujahr ungefähr auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zu datieren ist. In den 50er und 70er Jahren folgten mehrere Anbauten und Erweiterungen. Die im Haus verbliebenen Dokumente lassen darauf schließen, dass hier seit 2001 niemand mehr nach dem rechten sieht.

Entsprechend immens ist der Sanierungsbedarf. Der Betrieb fand unter diversen Namen statt, zuletzt bekam der ganze Bau eine fragwürdige Fassadenfarbe. Mehrere Inhaber versuchten, mit der Immobilie ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Am Ende immer vergeblich. Alle Restaurantkonzepte scheiterten, und so kam es irgendwann zur Versteigerung des Anwesens.

Von allem etwas

Im inneren fehlten bereits die Heizkörper. Ein Großteil der Einrichtung wurde seinem Schicksal überlassen, und deshalb konnte man einen ganz guten Eindruck aus der noch aktiven Zeit bekommen.

Eine der zahlreich umher liegenden Werbe-Postkarten beschrieb die ehemaligen Eigenschaften: Gesellschaftsräume für Veranstaltungen bis 150 Personen... Konferenzräume... Gute Küche... komfortable Gästezimmer... Color-TV.

Eine große Stoffschleife thronte noch immer über dem Restaurantbereich, ergänzt von bunten und goldfarbenen Lampen, die aus 1001 Nacht entstammen könnten. Im Eingangsbereich und dem Tanz-Saal erwarteten die aufgestellten Zigarettenautomaten den Einwurf der guten, alten D-Mark. Die über der Tanzfläche befindliche, extrem abgehängte Decke bestand schon damals aus unverkleideten, lieblosen Press-Spanplatten, mit noch liebloser eingefassten Rundleuchten. Genau so zeigte es schon die Ansicht auf der Werbe-Postkarte. Auch dem DJ wurde ein hölzernes Podest zusammen gezimmert. Insgesamt versprühte die Ausstattung etwa dem Charme der späten 60er mit einem einfachen Update in den 80ern. Allem Anschein befand sich ursprünglich in diesem Tanzsaal einmal die Hotel-Rezeption.

Natürlicher Zerfall

Auf den meisten Hotelzimmern gab es noch die uralten Betten und Schränke. Durch das witterungsbedingt schwer beschädigte Dach gelangte schon seit Jahren Wasser in Teilbereiche des Hauses. Die Feuchtigkeit verwandelte das eine oder andere Zimmer in einen natürlichen Moosraum. Das bekam die direkt darunter befindliche Küche mit herab gefallenen Deckenteilen massiv zu spüren. Der Tag, bis dieses Zimmer vollends in die Küche kollabiert, ist sicher nicht mehr fern.

Auch die Lagerräume lohnten einen Blick; in einer Kammer fand sich sogar ein Brunnen! Schon vor dem Haus bemerkte man den feucht-modrigen Geruch, der im innern ohne Atemschutz unweigerlich zu Kopfschmerzen führte. Auch die Fassade versuchte erfolglos, der Witterung zu trotzen - sie bröselte an manchen Stellen auf den Gehweg.

Der Vandalismus hielt sich halbwegs in Grenzen, obwohl ich Änderungen zu meinem voran gegangenen Scouting-Besuch feststellte. Innerhalb von 14 Tagen hatte irgend wer ein Waschbecken im alten Restaurant zertrümmert. Manche Szenerie vor Ort sah schon recht drapiert für Fotos aus.

An der alten Bar lagen zahlreiche Briefe von Rechtsanwalts-Kanzleien und Amtsgerichten neben persönlichen Briefen, Mobilfunk-Rechnungen und einigen Fotos. Beim Betrachten der Aufmachung und der Gestaltung konnte man sich leicht ausmalen, dass dieses Lokal den Anforderungen des neuen Jahrtausends so nicht gerecht werden konnte.

Ein lohnender Besuch, mit teils richtig üblem, natürlichen Zerfall und vielen Einrichtungsgegenständen aus längst vergangenen Tagen.

Zur Foto-Technik

Bei diesem Shooting hatte ich auf den Zimmern besonders stark mit Gegenlicht der Fenster zu kämpfen. Die Dynamik eines einzelnen Bildes reichte hier nicht, um den Tiefen und Lichtern gleichermaßen gerecht zu werden. Aus diesem Grund schoss ich bei den besonders Gegenlicht-lastigen Situationen 3-5 Fotos bei gleicher Blende. Mindestens ein Foto davon war je korrekt auf die Lichter und Tiefen ausgelegt. Die Zwischenstufen-Aufnahmen brachten dann die nötige Tiefe ins Bild.

Mittels HDR-Kombination der Einzelbilder fügte ich diese Aufnahmen zusammen, ohne eine extreme Überbetonung einzusetzen. Die HDR-Technik diente mir lediglich als Mittel zum Zweck zu einer ausgewogenen Belichtung. Genau da liegen die Kompromisse, die HDR mit sich bringt: Stimmungsvolle Lichtspiele gehen weitgehend verloren - dafür ist alles gut erkennbar, was im dunklen Bereichen liegt. Man kann nicht alles haben!

 

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