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Maison Elixir Stomachique

 

Status: Seit 1992 verlassenes Bauernhaus mit Scheunen.

 

 

 Schäden durch Witterungseinflüsse 3/5 Fremdeinfluss+Vandalismus 3/5 Spannung 5/5 Gesamterlebnis 4/5

Meine Urbexbewertung :1= Zustand überhaupt nicht ausgeprägt, 5= Zustand ausgesprochen ausgeprägt


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Über das  Objekt

Ein kühler Novembertag mit geschlossener Hochnebeldecke. Nicht gerade Traumbedingungen für die fotografische Erkundung eines verlassenen Bauernhauses. Dieses vergessene Gebäude stand in einer ruhigen Neubau-Siedlung, die über viele Jahre allmählich erschlossen wurde. Villenähnliche Anwesen wechselten sich ab mit Bauernhöfen, alle bestens gepflegt und sehr schick. Bis auf dieses Bauernhaus. Nach 21 Jahre Leerstand lösten sich bereits Fragmente der Außenverkleidung. Dazu typischer Wildwuchs, der das Haus in Teilen verschwinden ließ.

Im Bauernhaus

Das Haupthaus bestand aus einer Scheune mit Wohnbereich und einer kleinen Fronterweiterung. Direkt vis-a-vis waren 2 weitere Scheunen, bzw. Garagen verbaut. Der Hausflur konnte von 2 Haustüren vorne und hinten betreten werden. Das Sicherheits-Türglas ließ den Flur hell in einem gelben Schein erstrahlen. Im Wohnzimmer standen rustikale und moderne Möbel beisammen und bildeten ein recht konträres Potpourri aus 50er und 90er-Jahre-Wohnstil. Der Halogen-Deckenfluter wollte so gar nicht in das Bild von antikem Esstisch, Holzschmuck und Stuckdecken passen. Dieser Möbel-Mix war mehr oder weniger im ganzen Haus präsent, gerade so, als befand sich das Haus zum Zeitpunkt des Verlassens in einer Modernisierung.

Verfall überall

Durch eine abgerissene Jalousie blieb die Küche - in erstaunlich gutem Zustand - ziemlich dunkel. Die Einrichtung entstammte etwa aus den 80ern. Geheizt hatte man einst mit Nachtspeicher-Technik. Allmählich bröckelte auch hier die Bausubstanz. Die Löcher im Dach waren klein und hätten mit nur wenig Aufwand behoben werden können. Weil dies nie geschah, verursachte jahrelanger Wassereinbruch den Kollaps einer Zimmerdecke unter dem Dach. Dieses Schicksal wird in den kommenden Jahren dem ganzen Dachboden bevorstehen, denn überall sind Ziegel zerbrochen. Auch der monströs große Antik-Schrank unter dem Dach wird eines Tages in die Tiefe stürzen. Die verbliebene Dachboden-Decke hatte sich bereits merklich gesenkt. Nicht minder beeindruckend und sehenswert: die zahlreichen Briefe, Postkarten, Kommunionkarten, Todesanzeigen und - Grabplatten mit Inschriften aus dem 19. Jahrhundert.

Erstaunlicher Weise hielt sich der Geruch des Zerfalls sehr in Grenzen, und ich konnte keine großflächigen Schimmelwände entdecken. Auffällig war da eher die überall abblätternde Farbe der Türrahmen.

Die Erkundung war nur dahingehend etwas enttäuschend, dass bereits sehr viele Einrichtungsgegenstände gestohlen oder beschädigt wurden. Im Grunde entdeckte ich nur noch die sperrigsten Dinge. In vielen Zimmern überwog die Verwüstung; dort lohnte sich kein Foto. Am beeindruckendsten empfand ich die vielen persönlichen Texte und Tagebucheinträge, die die Bewohner hier einst hinterlassen hatten. Ich sah Schriftstücke aus den 1920er-Jahren, sowie Tagebucheinträge aus den frühen 90ern.

 

Angewandte Foto-Technik

Durch den Hochnebel war das Licht flach und trübe. Meistens verzichte ich dann generell auf  Bilder, denn das Spiel von Licht und Schatten ist durch nichts zu ersetzen. Der Termin ließ aber keine Alternative. Grundsätzlich ist mit dem flachen Licht die Basis für HDR-Bilder geeignet, doch ich finde, "jedes Motiv hat eine eigene Behandlung verdient". Grundsätzlich alles in die HDR-Traumwelt zu versetzen war hier nicht immer angebracht. Daher habe ich mich bei den kontrastverstärkten s/w-Bildern für einen verstärkten Braun-Gelb-Farbton entschieden. Die dunklen Räume habe ich während den Langzeitbelichtungen mit der Taschenlampe "angemalt". In der Küche ging das fast alleine mit available Light.

 

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