Bericht von

Komet Machholz am 20. Dezember 2004

 


 

Beobachter: > Alexander Birkner, Manfred Haberstroh
Beobachtungsanlass: > Komet C/2002 Q4 Machholz, einige Deep-Sky-Objekte
Beobachtungsort: > Eppelborn-Hirschberg (Saarland-Mitte)
Beobachtungszeit: > 20.12.04, 22.15 - 0.30 Uhr MEZ
Seeing (Luftunruhe): >  4-3 / 5
Transparenz (Durchsicht): >  2 / 5

Wetterbedingungen

> Temperatur -5°C, extreme Luftfeuchte über 85-90%, leichter Nordwind
Störeinflüsse > zunehmender Mond, 72% beleuchtet, aus SW
Beobachtungsinstrumente: > Meade 8"-Dobson, Carena 10x50 Fernglas
verwendete Fototechnik: > keine
     

 

 

Nach tagelangen und scheinbar endlosen Hochnebel-Feldern hat der Wettergott am diesem Montag endlich ein Einsehen für den wolkengeplagten Hobbyspechtler. Der Himmel ist klar, und so verabrede ich mich mit Manfred auf ein Treffen am Eppelborner Hirschberg. Wegen des teils auflebenden Nordwindes wollen wir eigentlich zu unserem April-2002-Beobachtungsplatz, an dem wir auch Komet Ikeya-Zhang erfolgreich begutachtet haben. Hier können wir ein kleines Wäldchen gegen die Windböen nutzen.

 

Aber Pustekuchen, am steilen Hirschberg ist die Straße von Ablaufwasser auf über 20 Metern komplett vereist - eine Weiterfahrt wäre ein enormes Risiko! Na schön, wir bleiben, wo wir sind, obwohl wir am Wegrand keinerlei Schutz gegen den leichten Wind finden.

 

Ungewöhnlich, was mein geringes Gepäck heute Abend angeht, wenn ich in den Kofferraum meines Autos schaue. Doch für diese Spechteltour bleibt die Fotoausrüstung mal zuhause. Pures Beobachten ist angesagt, bei dem extremen Mondlicht lohnen sich keine Aufnahmen von lichtschwachen Himmelsobjekten. In erster Linie wollen wir diesen Abend nutzen, um wahrscheinlich zum letzten Mal in diesem Jahr Komet Machholz im Okular zu betrachten. Die Wetterprognosen für die kommende Woche stehen überall auf Mattscheibe!

 

Ich bin frustriert, als ich feststelle, dass die Gasheizung bei diesen frostigen Temperaturen ihren Dienst verweigert. Es strömt kein Gas in den Strahler. So ein blöder Mist, die Freiluft-Heizung bleibt also aus. Ganz toll bei -4°C...

 

Ein Blick in Richtung niedriger Westhimmel läst einen tief stehenden Schwan am Horizont und damit die Erinnerung an wärmere Tage erkennen.

 

Das helle Mondlicht stört heute Abend sogar den Grünlicht-Laser. Als Sternzeiger ist er am Himmel kaum zu erkennen. Mit dem 10x50-Fernglas peile ich nun als erstes auf Komet Machholz, der sich heute in der 3-Uhr-Position ausgehend von Rigel, dem rechten Orion-Fußstern, befindet. Nach wenigen Augenblicken sehe ich Machholz im Fernglas. Durch den aufgehellten Himmel scheint mir die flächige Ausdehnung nicht so großzügig wie am 15.12., was auf jeden Fall  täuscht. Denn gleichzeitig kommt es mir so vor, als hätte sich der Kern etwas vergrößert, was auch wegen der geringer werdenden Distanz korrekt ist.

Bei längerer Betrachtung im Fernglas würde ich sagen, dass der Komet grünlich erscheint, mit rundem Kern und diffuser Koma. Einen Schweif kann ich in keiner Richtung erkennen. Der kleine Stern rechts unterhalb im Gesichtsfeld des 10x50-Bino muss 39 Eridani sein, ein 4.87 mag heller Stern des Eridanus.

 

Eine Betrachtung im 8" Dobson an Sirius, dem hellsten Stern am Himmel, zeigt uns ein grottenschlechtes Seeing. Der Hundsstern flackert wild hin und her und wirkt bei 44-facher Vergrößerung ziemlich verbeult. Ein Schwenk zu Machholz bringt nun interessante Strukturen hervor. Mit 44x (26mm Okular) wirkt Machholz' Kern schon fast sternförmig; die diffuse Koma füllt das Blickfeld des Okulares fast ganz aus. Interessanterweise ist die Färbung eher weißlich-grau, auch im Okular kann ich nicht andeutungsweise einen Schweif sehen.

 

Als nächstes kommt die 76-fache Vergrößerung in den OAZ. Nun reicht die Koma von Q2 über den Rand des Blickfeldes knapp hinaus. Das Aussehen ist wieder ein anderes. Nun kann ich Verdichtungen innerhalb der Koma feststellen, und zwar in der 12 und 6-Uhr-Position der Koma ist offenbar eine dichtere Materienansammlung als in der 9 und 3-Uhr-Position. Ich kontrolliere mehrfach meinen Blick und lasse das Bild lange auf mich einwirken. Doch Manfred bestätigt mir den gleichen Eindruck von einer Art Sanduhr-Aussehen bei dieser Vergrößerung. Der Bildeindruck von diesem flächigen Objekt ist als ruhig zu bezeichnen. Der Kern wirkt umso mehr sternförmiger. Mit noch mehr Vergrößerung ist hier nichts an Information zu gewinnen, und so nehmen wir uns den Orion-Nebel als Paradeobjekt vor.

 

Hmm, heute lohnt sich die Beobachtung kaum. Die Hintergrund-Sterne in diesem fantastischen Nebel flimmern leicht. Bei 44x ist auch schon die Schmerzgrenze für sinnvolle Vergrößerung heute Abend erreicht - die Atmosphäre ist sehr unruhig. Das beweist auch ein schneller Blick auf den -0.2 mag hellen Saturn unterhalb von Pollux und Castor in den Zwillingen. Bei 144x vollführt der Ringplanet offenbar einen Ring-Tanz und flackert wild mit Titan um die Wette. Die Cassini- Teilung ist zu erkennen, aber nur sekundenweise. Nun, nehmen wir uns also noch den Störenfried des Abends vor, den Mond bei 76x.

 

Die Terminatorgrenze verläuft westlich des dunklen Kraters Plato, über dem die Sonne nun nicht hoch über dem Horizont steht. Deutlich hebt sich das Alpental vor der Tag-Nacht-Grenze ab. Weiter südlich sind die Apenninen gerade vollständig beleuchtet, und es sieht beeindruckend aus, wie einige hohe Berge der Karpaten angeleuchtet werden und diese wie helle Dome aus dem schwarzen Nichts ragen. Krater Kopernikus liegt mitten in der Terminatorgrenze. Spannend. Obwohl die Luftunruhe sehr stört. Nein, das ist kein Abend für Fotos.

 

Die Kälte beißt, und dieser fiese Wind verstärkt diesen Effekt umso mehr. -5°C und 99% Luftfeuchte zeigt das Thermometer. Muss gerade heute der Gasheizer seinen Geist aufgeben? Bevor wir zusammenpacken, noch ein letzter Blick mit dem Fernglas auf Machholz. So spontan kann ich ihn gar nicht mehr auffinden, es dauert eine ganze Weile. Die Himmels-Szenerie hat sich merklich im Vergleich vor 2 Stunden weiter bewegt.  Dieses nervige Mondlicht zerstört den Gesamteindruck doch sehr. Es ist 0.30 Uhr, als ich endlich kalt genug habe und mich von Manfred verabschiede. Dies dürfte die letzte, gemeinsame Spechteltour für 2004 gewesen sein. Aber ganz sicher nicht die letzte Machholz-Tour, die in den Tagen um den 7. Januar hoffentlich fortgesetzt werden kann...

 

 

 

 

Alexander Birkner, 22.12.2004