Bericht und Fotos von

Komet Machholz am 15. Januar 2005

 

 


 

Beobachter: > Alexander Birkner und Manfred Haberstroh
Beobachtungsanlass: > Komet Machholz, M42 Orionnebel
Beobachtungsort: > Braunshausen, Peterberg "Westwall" N 49°34'18", E 7°00'59", Höhe 556m
Beobachtungszeit: > SA, 15.01.05 von 22.00 Uhr MEZ bis SO, 16.01.05 02.30 Uhr MEZ
Seeing (Luftunruhe): >   2/ 5
Transparenz (Durchsicht): >   3/ 5

Wetterbedingungen

> leichter bodennaher Nebel in den Tälern, wolkenfrei, extreme Luftfeuchte
  > Temperaturen von -4° bis -8°C, teils kräftige Windböen
Beobachtungsinstrumente: > 10 x 50 Bino
verwendete Fototechnik: > Digital-SLR EOS 300d + Canon EF 75-300/4-5.6, piggyback auf Meade 4"-
    Refraktor und Gemini-10-Montierung auf Stahlsäule
 

>

Zusätzlich Aufnahmen mit Praktika MTL-5 auf Kodak Elitechrome 400-Diafilm

 

 

Ohne Frostbeulen zum digitalen Bild...

 

So ähnlich könnte man eine Überschrift für diese eisige Spechtelnacht betiteln. Günstig für Arbeitnehmer hat sich zum Wochenende die tagelange und unnötige Hochnebel-Decke verzogen. Endlich. Von dem Hochdruckeinfluss über Deutschland war bei uns erst nichts zu merken, weil sich Nebel bis mindestens 500 Meter Höhe behaupten konnte.

 

In Braunshausen begegnen mir die ersten Hasen und Rehe schon im Ort selbst. Der Weg hinauf zum Peterberg ist überall da mit weißem Rauhreif überzogen, wo die Bäume nicht unmittelbar an die Straße grenzen. Ich muss sehr aufpassen und langsam fahren. An unserem Spechtelplatz angekommen ist Manfred bereits fototechnisch einsatzbereit und freut sich eigentlich auch auf eine weitere Spechtelnacht. Doch zweierlei verdirbt den Spaß: Die extreme Luftfeuchte und die kriechende Kälte lässt alle Objektive innerhalb weniger Minuten beschlagen. Damit nicht genug, haben wir mit sporadisch heftigen Windböen zu kämpfen. Das ist nicht gut für lange Brennweiten.

 

Doch die Bedingungen sind gut. Mit den Plejaden als erste Orientierung und Algol im Perseus finde ich Machholz mit dem unbewaffneten Auge recht schnell. So günstig konnte ich ihn freisichtig noch nicht erspähen, obwohl der zu 35% beleuchtete Mond über dem Westhimmel noch merklich stört. Der Komet ist nicht sensationell auffällig, doch wenn man weiß, wo man gucken muss, kann man ihn nicht übersehen. In Manfreds Laser-Fernglas ein toller Anblick. Auffällig ist der sternförmige Kern und diese grünlich-weiße Koma. Alkor und Mizar im großen Bären zappeln in der unruhigen Luft, wenn ich sie genau betrachte. Ich liebe diesen schwarzen Himmel hier oben, scheinbar abseits der Zivilisation. Nicht das Optimum, aber wohl der dunkelste Platz im ganzen Saarland.

 

Während der Mond die Landschaft noch in ein fades Licht taucht, baue ich die Instrumente für die Nacht auf. Ohne unseren sog. Westwall, eine Hecke, die die Horizontsicht nach Westen einschränkt, aber vor Windböen effektiv schützt, bräuchten wir heute Nacht keine Fotos zu machen. Manfred hat seine Purus- Federwerknachführung mit 90 mm Optik gesattelt und muss nach jeder Belichtung erst das Objektiv im Auto auftauen. Sein Thermometer zeigt -5°C.

 

Der Gasstrahler tut gut, aber das beste gegen diese Eiseskälte hier oben sind meine beheizbaren Einlegesohlen für die Outdoor-Schuhe. Akkubetriebene Einlagesohlen sorgen für normal temperierte Füße, und somit kann die Kälte nicht von unten in den ganzen Körper ziehen - eine Wohltat, als Tschibonaut zu spechteln!

 

Digitaltechnik ist angesagt. Halb 12 - der Mond ist weg - los geht's! Die Canon EOS 300d sitzt auf dem Refraktor, ich habe mir einen Leitstern für das Fadenkreuz auserkoren. Die Justierung der Montierung auf den nördlichen Himmelspol ist sehr gut zum Nachführen - ich muss praktisch nichts tun. Ärgerlich sind die schroffen Windböen, die den Leitstern aus dem Fadenkreuz blasen und so manches Foto vereiteln. Ich fluche! Ein Teil der Vorbereitungszeit pro Aufnahme ist nämlich auch das ständige Antauen der Objektive. So wechsle ich zwischen Digital- und Analogkamera. Während eine im Einsatz ist, taut das andere Objektiv im Auto - das nennt man timesharing, glaub' ich!

 

Einige Aufnahmen muss ich abbrechen. Das ist so ärgerlich, denn wegen des weiter zunehmenden Mondes, der günstigen Helligkeit von Machholz und der angekündigten Regenfronten ist heute für uns die wohl letzte und günstigste Chance, unseren Winterkometen zu fotografieren.

 

Naja, für heute ist der Mond erst mal verschwunden und stört nicht. Faktor Helligkeit ist ok. Faktor Wind ist obernervig und Faktor Tau ist eine Zumutung. Hier muss künftig ein Fön her! In den windstillen Momenten ist nicht das geringste Geräusch hier oben zu hören. Nichts regt sich. Auch kein PKW kreuzt an diesem Abend den Hauptweg. Ich genieße die Stille. Während der minutenlangen Belichtungen fällt mir die Milchstraße mit ihrem allmählich leuchtenden Band auf.

 

Es ist 1 Uhr früh, und die Temperatur fällt auf unbarmherzige -8°C. Ich empfinde es nicht so schlimm wie sonst, ohne Fußheizung. Manfreds Honig-Tee und der Gasheizer machen diesen Abend temperaturtechnisch sehr erträglich. Überdies verlässt mich Manfred, er ist vom häufigen Objektivauftauen nicht begeistert und packt ein. Uns ist klar, dass hier eine Lösung her muss.

 

 

Hier sind die Bilder des Abends von der Digital-SLR. Der Einfluss der Windböen auf die Nachführung ist vor allem auf Bild 1 und 2 deutlich zu erkennen. Für eine Vergrößerung auf die Bilder klicken.

 

 

 

Bild 1

*Addition von 2 Bildern:

Canon DSLR 300d

Brennweite 300mm    x 1,6=480mm

Blende 5,6

1 x 220 s + 1 x 188 s

1600 ASA

15.01.05, 23:39-23:44 Uhr

*Darkframe pro Einzelbild mit Adobe PS

*Bildaddition mit Registax

*Tonwertkorrektur R, G, B

 in Adobe PS

 

Bild 2

*Addition von 2 Bildern:

Canon DSLR 300d

Brennweite 300mm x 1,6=480mm

Blende 5,6

2 x 300 s

1600 ASA

16.01.05, 0:02-0:09 Uhr

*Darkframe pro Einzelbild mit Adobe PS

*Bildaddition mit Registax

*Tonwertkorrektur R, G, B

 in Adobe PS

Bild 3

*Addition von 2 Bildern:

CANON DSLR 300d

Brennweite 300mm    x 1,6=480mm

Blende 5,6

1 x 220 s + 1 x 188 s

1600 ASA

16.01.05, 01:41-01:47 Uhr

*Darkframe pro Einzelbild mit Adobe PS

*Bildaddition mit Registax

*Tonwertkorrektur R, G, B

 in Adobe PS

Bild 4

*Einzelbild:

CANON DSLR 300d

Brennweite 300mm    x 1,6=480mm

Blende 5,6

1 x 220 s + 1 x 188 s

1600 ASA

16.01.05, 02:05 Uhr

*Darkframe mit Adobe PS

*Tonwertkorrektur R, G, B

und Farbbalance

 in Adobe PS

 

 

Mit Voranschreiten der Nacht nehmen die Windgeschwindigkeiten etwas ab, doch die eine oder andere fiese Böe bleibt nicht aus. Die beste Ruhe ergab sich nur im Zeitraum, als ich die Einzelfotos zu Komposit 3 anfertigte. . Die Streifen im Bild von Orion sind die Spitzen der Hecke, die sich hier schon störend bemerkbar machte. Dennoch - es ist nach Jahren meine erste, etwas detailliertere Aufnahme des Orionnebels. Der Wind ist zu heftig, mehr Aufnahmen lohnen heute nicht für Fotos, und nach ein wenig Spazierengucken baue ich die Ausrüstung ab.

 

Glück im Unglück: Trotz günstigem Seeing und klaren Wetters wird dies bis zu den nächsten Neumond-Tagen wohl die letzte Chance für brauchbare Machhölzer gewesen sein. Mit einem Auftau-Spray befreie ich die Scheiben meines Autos von festem Raureif. Und der Weg vom Spechtelplatz ist bis in den Ort von Braunshausen weiß und glänzend. Obwohl nicht optimal, war diese Spechteltour doch wieder eine schöne Gelegenheit für ein paar weitere Fotos dieses rastlosen Himmelsgesellens namens Machholz.

 

 

Alexander Birkner, 19.01.2005