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Die Canon EOS 300d am Teleskop.

Ergebnis und Bericht der Testnacht vom Montag, 16. Februar 2004


 

Beo-Ort: Eppelborn, zuhause

Beo-Zeit: 16.02.2004, 19.00-0.30 Uhr MEZ

Beo-Technik: Canon EOS 300d mittels Okularadapter mit 9mm Okular am Meade 4-Zoll-Refraktor.

Wetter: Völlig unbewölkter Himmel, mäßige Luftfeuchte, Temp. 1-4°C, windstill, Seeing schlecht, Sterne sichtbar bis 4-5mag

 


Als ich die Teleskopausrüstung in den Garten bringe, fällt es mir wieder ein. Es war der 9. November 2003, als ich zum letzten Mal das Spechtelrohr benutzen konnte. Heute, gut zweieinhalb Monate danach, ist das Wetter beobachtungstauglich und ich kann meinen Test starten.

 

Ich möchte wissen, wie sich die berühmte digitale Canon EOS300d-SLR am Teleskop bewährt. Das Kameragehäuse bekommt erst einmal den T2-Adapter, um dann den Okularhalter mit dem 9mm-Plössl anzuschrauben zu können. Das Ende kommt an den Okularauszug des Meade-Refraktors, meinen Vierzöller.

 

Natürlich gibt es bei digitalen SLR (single lens reflex = Spiegelreflexkamera) kein Live-Bild. Denn ganz wie bei den älteren, analogen Brüdern, sitzt vor dem Film eben der Umlenkspiegel der Kamera. Und der Film ist im Fall der EOS 300d das CCD-Element, welches das Motiv aufnimmt. Erst, wenn nach dem Auslösen die Belichtung fertig ist, wird das gerade gemachte Bild auf dem Monitor der Kamera sichtbar. Außerdem ist kein Aufnehmen von Videos möglich. Wie auch, außer im Blindflug.

 

Gerade ist die Sonne untergegangen, da kann ich schon die Venus mit bloßem Auge ausmachen. Also gut, dann wird sie natürlich auch das erste Beobachtungsobjekt des Abends. Zunächst betrachte ich sie ohne Kameragehäuse direkt durch das Okular. Etwas grotesk ist das ja schon. Obwohl Venus am Abendhimmel derart hell ist, dass sie auch von Nicht-Astro-Freaks wahrgenommen wird, ist ihr 14 " großes und 70% beleuchtetes Scheibchen derzeit ziemlich unspektakulär im Teleskop. Doch das liegt natürlich auch an der Detailarmut ihrer Wolken, und nicht zuletzt an der Phase von 70% Beleuchtung in eben dem Winkel, unter der wir sie momentan gerade sehen. Man kann nicht immer alles haben!

 

Nun aber geht es an das erste Bild mit der EOS 300d. Im Sucher ist Venus glasklar zu sehen, ich benutze das 9mm Okular mit dem Baader Kontrastbooster- und dem IR-Sperrfilter. Eine Belichtungszeit von 1/50 s erweist sich als gut bei einer Empfindlichkeit von 100 ASA.

 

Bildlegende:

Venus mit 9mm/Meade 900/1000

Fotos aus 5 der besten Einzelfotos, Addition mit Registax

Grundauflösung Einzelfotos 6 Mio. Pixel

Gelbstich bedingt durch Baader Kontrastbooster-Filter

Weitere Bildbearbeitung mit Registax / Gammawin

 

 

Zwischenzeitlich ist die Dämmerung weit fortgeschritten, und ich entdecke Saturn am Himmel. Der geringte Planet ist das nächste Fotoobjekt. Das Sucherfeld der EOS300d ist zwar nicht so hell wie bei der EOS 50, aber es gelingt mir schnell, Saturn einzustellen. Das sieht ja zunächst nicht schlecht aus, als Saturn im Sucher steht. Etwas nachteilig ist das unvermeidliche Anhauchen des Monitors, weil ich ja durch den Sucher schauen muss. Beide Elemente sind sehr dicht beieinander. Hier ist ein Winkelsucher hilfreich, mit dem das Arbeiten auch einen gemütlichen Sitzplatz ermöglicht. Zwar ist das Sucherbild dann noch einen kleinen Tick dunkler, doch Saturn bringt genügend Helligkeit. Ich muss sagen, so ein Winkelsucher ist was enorm praktisches - wenn man wie in meinem Fall, einen hat!

 

Ich ermittle bei dem verwendeten 9mm-Okular eine ideale Belichtungszeit von 1,3 Sekunden. Festblende ist vom Refraktor mit 10 vorgegeben. Ich mache eine Reihenaufnahme mit 21 Fotos in einer Auflösung von 6,3 Mio. Pixel. Ich bin überrascht, wie schnell diese Datenmenge auf dem Compact-Flash-Speichermedium abgelegt ist. Mies ist lediglich das Seeing. Den Auslösemoment muss ich geduldig abwarten. Nett ist in diesem Zusammenhang, dass ich zum Auslösen den gleichen IR-Fernauslöser wie zur analogen EOS 50 verwenden kann. Zwar gibt es keine Spiegelvorauslösung, doch der Spiegelschlag ist so leicht, dass er keine Verwacklung verursacht.

 

Bildlegende:

Saturn mit 9mm+IR-Cut, Meade 900/1000

17 Fotos manuell aus den besten ermittelt, Überlagerung mit Registax,

Grundauflösung 6,3 Mio Pixel pro Einzelbild

Bildbearbeitung mit Registax und Adobe Photoshop 5

 

Bildlegende:

Saturn mit 9mm+IR-Cut, Meade 900/1000

17 Fotos manuell aus den besten ermittelt, Überlagerung mit Registax,

Grundauflösung 3,2 Mio Pixel pro Einzelbild

Bildbearbeitung mit Registax und Adobe Photoshop 5

 

 

 

Und die Kontrolle der Einzelfotos kann gleich stattfinden. Die 10-fach-Monitorlupe ist gut geeignet zum Auswerten der Schärfe. Miese Bilder können so direkt gelöscht werden. Mit der Außentemperatur kommt die Kamera klaglos zurecht. Nicht so die Optik des Refraktors, die allmählich beschlägt. Ich schaffe Abhilfe mit einem Fön.

 

Hier im Garten verwehren mir große Tannen lange Zeit den Blick auf Jupiter. Doch um 22.45 Uhr ist es soweit, und der Gasriese steht im Kamerasucher.

 

Bildlegende:

Jupiter mit 9mm+IR-Cut, Meade 900/1000

17 Fotos manuell aus den besten ermittelt, Überlagerung mit Registax,

Grundauflösung 3,2 Mio Pixel pro Einzelbild

Bildbearbeitung mit Registax und Adobe Photoshop 5

 

Das Seeing ist wirklich die ganze Zeit über schlecht. Nur gelegentlich erscheint mir ein klarer Jupiter im Sucher. Das Foto oben entsteht aus gerade mal 17 brauchbaren Bildern. Viele Details zeigt es nicht.

Bildlegende:

Jupitersystem mit 9mm+IR-Cut, Meade 900/1000, Kallisto ist außerhalb des oberen Bildrandes,

Einzelfoto, Belichtung 1,3 Sekunden, 100 ASA

Grundauflösung 3,2 Mio Pixel

 

 


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