>>>Mata ki te rangi - das Auge, dass zum Himmel blickt <<<

> Das Logbuch unserer Hochzeitsreise zur totalen Sonnenfinsternis im Pazifik vom 02. bis 21. April 2005 <

SAMSTAG, 02. April 2005

Reisetag 1/20, Finsternistag E -6

der längste Tag ...

Die Reisetermine des Tages:

Singapur Airlines SQ26 ab FFM 08.30Uhr, an New York 09.45Uhr, Reisezeit 8:15h

Hotel PAN AM, 7900 Queens Blvd, Elmhurst, NY, Übernachtung vom 2.-3.04.05

Alle Bilder können durch Anklicken vergrößert werden (neues Fenster)


Warum müssen immer alle Fernreisen wie ein scheinbarer Zwang mit dem Ritual des extrem frühen Aufstehens beginnen? Um 2.45 ist Schluss mit Nachtruhe, denn Heike und ich stehen vor dem größten Abenteuer unserer bisherigen, gemeinsamen Jahre. Mitunter besonders abgelegene Winkel dieses Planeten sind das Ziel, die Hochzeitsreise führt uns über New York und LA zunächst nach Tahiti, wo wir an Bord unseres Schiffes, der MV Discovery gehen. Wir schippern nach Pitcairn, beobachten die totale  Sonnenfinsternis und besuchen Tage danach unsere neue Bekannte Stephanie Pauly auf den Osterinseln. Der nächste Landkontakt in Südamerika ist erst 5 Tage später, wenn wir in Peru die Umgebung von Pisco und die Stadt Lima besuchen. Der Rückweg führt ein zweites Mal in den Big Apple, erst danach steht die Heimreise an. Und das soll wirklich jetzt beginnen? - ich glaub's ja nicht!

Unsere Reiseroute

Mit Schlips zur Eclipse !

Ausnahmsweise beinhaltet unser Gepäck dieses Mal mehr Kleidung als technische Ausrüstung, allerdings ist es für mich ein absolutes Novum, für eine Sonnenfinsternis-Reise mit diversen Krawatten ausgestattet zu sein. Formelle Kleiderordnung ist zumindest bei den diversen Captains- Dinner Abenden üblich, wie auf jedem Ozeandampfer. Doch der größte Teil an Klamotten ist natürlich der Südseeregion angepasst, erwartet uns doch ein Temperaturgefüge von 20-35°C. Die Fototechnik beschränkt sich in erster Linie auf Normal- und Teleobjektive, ein Teleskop samt Montierung bleibt dieses Mal zuhause, obwohl es unter den südlichen Sternenhimmel geht. Ein Schiff ist keine geeignete Astronomie-Plattform!

Nachdem mein Frühstück etwas knapper als sonst ausfällt, bringen uns Heikes Eltern zum Frankfurter Flughafen. Der Himmel ist glasklar, nicht die geringste Wolke trübt die Sicht. Während der Fahrt sehe ich über dem Südhorizont das Sternbild des Skorpions, und wie immer zuhause, bestenfalls nur zur Hälfte. "Nicht mehr lange", denke ich mir, denn ab Tahiti werde ich das große Sternbild der Skorpions in vollem Umfang bestaunen. Der weit südlich der Ekliptik und somit sehr tief stehende Mond, im letzten Viertel zur Hälfte beleuchtet, sieht in der Morgendämmerung wunderschön aus. Tja, nun ergibt sich endlich mal taugliches Wetter bei uns, und wir flüchten freiwillig davor!

Am Flughafen treffen wir vor den Check-in Terminals der Singapore-Airlines auf Wolfgang Ott, der sein Gepäck schon aufgegeben hat. Elke hat ihn zum Flughafen gebracht, sie ist bei der Reise leider nicht dabei, sodass ein baldiger Abschied bevorsteht. Eine Stichprobenkontrolle trifft unsere Koffer, die wir hier zum ersten Mal öffnen dürfen. Überdies treffen wir Dirk Ewers beim Check-in. Wie wir alle, hat auch er über Stefan Krause (www.eclipse-reisen.de) diese Reise gebucht. Klaus Engeländer, den wir von der Afika-2002-Reise kennen, hat die Verabredung heute morgen irgendwie verpasst; er wollte die Chance zu einem Treffen nutzen und uns gute Reise wünschen. Erst im Oktober  sind wir wieder gemeinsam auf Tour.

Mit gut 10 Minuten Verspätung startet der Flug SQ 26 um 08.40 Uhr in Richtung New York. Die Boing 747-400 ist bis auf wenige Plätze voll belegt. 8 Stunden Flug liegen vor uns. Wir, das sind Dirk, Wolfgang, Heike und ich, Alexander. Von meinem Fensterplatz in linker Sitzreihe ist der Mond der optische Schmuck der Tragfläche. Das Multimedia-System an Bord, dass ich von Flügen dieser Art kenne, ist um eine Spiele- und Reiseinfo-Komponente erweitert worden.  Auffällig ist die gute Beinfreiheit und die nicht zu engen Sitze, nicht selbstverständlich bei Economy-Flügen. Auch nach vielen Stunden hat sich der Mond kaum von seiner Position bewegt, die Sonne steht immer noch im Südosten. Vor Erreichen des amerikanischen Festlandes scheint sich zu bestätigen, was der Wetterbericht für den Samstag prognostizierte. Geschlossene Wolkendecke, schon weit vor dem Landeanflug. Erst im Moment der Landung kann man das Trübsal erkennen. Die Sicht beträgt weniger als 300 Meter, der Wind peitscht den Regen über das Rollfeld. Das für Heike und mich neue Land empfängt uns sehr unfreundlich.

Grimmig blickend winkt uns der Sicherheitsbeamte in der Ankunftshalle zu sich. Die im Flugzeug vorbereiteten Einreiseformulare geben wir ab. Darin bestätigen wir unsere gänzlich pazifistischen Reisegründe. Die Reisepässe kontrolliert der Beamte akribisch. Danach werden Fingerabdrücke des linken und rechten Daumens genommen, und eine Fotosession gibt's auch noch. Eine Webcam macht je ein Bild von uns. Wir sind nun in jeder Hinsicht registriert.

 

I wanna be a part of it -New York - New York!

Nach den ersten 6.170 km finden wir uns nun vor dem Gebäude des New Yorker Flughafens JFK und steigen in unseren Taxi-Transporter zum PAN AM-Hotel ein. Der Fahrer ist äußerst schweigsam und macht wirklich keinen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck. Wir passieren einige teils unter knietiefem Wasser liegende Straßen auf dem Weg durch Queens nach Elmhurst, es hat schon die ganze Nacht hier geregnet. Der New-Yorker Sound eines Feuerwehrwagens mit Sirene direkt hinter uns bestätigt, dass wir im richtigen Land sind, lässt aber unseren Fahrer unbeeindruckt. Bei Rot bleibt man eben stehen!

Etwas entspannter, dass der Fahrer uns tatsächlich zu unserem Hotel gebracht hat, melden wir uns an der Rezeption im PAN-AM an. Für dieses Prozedere braucht das Personal fast eine ganze Stunde, denn eine hektische Suche hinter dem Counter bringt irgendwann die Bestätigung zutage, dass die Zimmer für Heike, Wolfgang und mich reserviert und bezahlt sind. Dirk hat Pech; sein Zimmer sei angeblich nicht bezahlt. Diskussionen führen ins Leere, also zunächst ein zweites Mal zahlen und später von zuhause klären.

Die Hotelzimmer sind sehr geräumig und ordentlich. Unser erster Eindruck von einer Bruchbude, als wir den Flur betreten, täuscht dann doch, denn Renovierungsarbeiten sind im Gange. Es ist 12.30 Uhr an diesem langen Tag, als wir für unsere geplante Weltstadt-Tour bereit sind.  Wir beschließen, vor dem Besuch von Manhattan, unsere Flugpläne zu vergleichen, ob wir die gleichen Fluganbindungen bis Tahiti nutzen werden. Da kommt die zweite und nun wirklich unangenehme Wahrheit ans Licht: Dirks Anschlussflug nach LA ist bereits vor einer halben Stunde gegangen, die Reederei hat ihm offenbar einen falschen Flug zugewiesen. Was nun? Anrufe führen nicht weiter, und Dirk beschließt, sich am Nachmittag um einen Anschlussflug direkt am Airport JFK zu kümmern. Außerdem stellt sich heraus, dass Wolfgang per American Airlines, Heike und ich mit United Airlines ins kalifornische LA geflogen werden.

Der Regen macht keine Pause, entsprechend kühl ist es. Wolfgang hat bereits einige New-York-Erfahrung, und das nicht zuletzt in Bezug auf das gigantische Subway-System. Als Fortbewegungsmittel kommen Taxis (teuer), die Subway (langsam & billig), Railroad (schneller & teuer) und teils auch der Sky-Train in Frage. Vom Hotel aus, dass direkt an einer stark befahrenen Hauptstraße liegt, gehen wir ein paar Straßen weiter zum Standort Newtown (Grand Ave.) und steigen in die Subway. Zweifelsohne ist diese U-Bahn-Station uralt, überall wird geschweißt und repariert, hier und da fehlen einige der liebevoll gestalteten Mosaiksteinchen aus der Wand. Aber es wäre eben nicht die NY'er Subway ohne diese Dinge. Wir ernten ungläubige Blicke einiger Passanten, als wir den U-Bahn-Namen mit uns als Vordergrund fotografieren. Die Typen in der Subway machen einen ziemlich verschlafenen Eindruck, ja, man ist unter Umständen lange zu seinem Ziel unterwegs. Holprig und laut erreichen wir, bei gelegentlichem Flackern der Beleuchtung, unseren Ausstieg an der südöstlichen Ecke des Central-Parks/5th Avenue.

Noch bevor wir die Treppe zum Ausgang erreichen, weist uns der daumenhoch unter Wasser stehende Gang auf die immer noch vorherrschende Wettersituation hin. Im Freien auf der Treppe angekommen, verirrt sich mein Blick  -in diesem Moment eher ungewollt - etwas nach oben und ich traue meinen Augen nicht. Auch Heike schaut sehr überrascht. Das ist heftig!

Der Blick gleitet entlang den Häuserfassaden der Wolkenkratzer in die bautechnische Unendlichkeit nach oben. Gibt's da auch eine Grenze? Scheinbar nicht. Ich ziehe Vergleiche zu einem Tunnel. Während sich Wolfgang und Dirk - beide bereits mit NY- Erfahrung - ganz normal auf den Weg machen, kommen wir erst mal aus dem Staunen nicht mehr raus. Klar kennen wir Wolkenkratzer von Frankfurt. Oder sogar aus Lusaka, diese unwirkliche, sambische Hauptstadt mitten im afrikanischen Busch hat so etwas auch. Aber das hier und jetzt ist eine ganz andere Dimension. Wow!

Am nächsten Rotlicht stoppt eine ganze Batterie aus gelben Taxis. Hektisch huschen die Leute über die Straße, hier springt jemand in ein Taxi, dort kauft ein anderer eine Zeitung, ein UPS-Wagen blockiert einen Teil der Fahrbahn, was die meisten zum Hupen anregt, ein Geschäftsmann findet sein Handy in seinem Jacket nicht. Ein Pferdegespann samt Kutscher steht am Straßenrand bereit, um nicht nur Hochzeitspaaren die City zu zeigen. Was heißt City; das ist eine Beleidigung für diese Dimensionen. Am Rande des Central-Parks geht es schon etwas ruhiger zu. Und hier gibt es die bekannten Findlinge und Ablagerungen zu sehen.

Die Grenze zwischen Wolkenkratzern und Fauna ist hier ein besonders harter Kontrast. Ich sehe meine Pläne, überwiegend nur im Querformat fotografieren zu wollen, den Bach hinunterplätschern. Vielmehr glaube ich, das Hochformat muss hier erfunden worden sein! Nach diesen ersten Eindrücken gehen wir entlang der 5th Avenue. Breit, schwarz und gut bewacht vom Commander der Lobby, John McDwyer, steht mit dem Trump-Tower das höchste Wohnhaus der Welt vor uns. Direkt davor stehend, ist die Spitze des Turmes nicht  zu erkennen.

Das Wetter gönnt uns gerade eine Regenpause, als wir an Tiffanys vorbeimarschieren. Doch beim Rockefeller-Center fällt das Nass erneut. Es sind einfach zu viele Highlights, als dass man ausgiebig Zeit zum detaillierten Besichtigen hätte. Wir beschränken uns meist auf die Außenfassaden der Gebäude mit Ausnahme des World-of-Disney-Stores, an dessen Eingang uns ein überdimensionaler Goofy begrüßt. Hier leuchten nicht nur Kinderaugen, denn alleine die aufwendig gestaltete Einrichtung und Dekoration ist fantastisch. Die vorbildliche Ordnung im ganzen Laden ist im Anbetracht der Besucherströme bewundernswert. Und ganz besonders die zweite Etage hat es mir angetan, denn hier habe ich endlich die günstige Höhe zum Fotografieren einer der belebten Straßenkreuzungen.

Der Regen legt zu. Gleichermaßen steigt der Betrieb auf den Straßen an diesem Samstagabend. Da betreten wir einen Ort der Ruhe, die St. Patrick's Cathedral. Etwas abseits der Eingangstür sinkt der Geräuschpegel tatsächlich auf ein erträgliches Maß. Ein krasser Gegensatz zur Hektik des Alltages draußen. Der Altar der Kirche befindet sich etwas versetzt zur Mitte des Gebäudes, daher ist es möglich, ihn zu umrunden. An den Seiten befinden sich Bibelszenen, aufwendig umgesetzt, wieder. Ich schätze gut 200 Besucher in der Kirche, etliche ins Gebet vertieft.

Vor der Tür gibt es jetzt eine kräftige Dusche, der Wind hat zugelegt, und das kann nur eines bedeuten: Zeit für eine amerikanische Pizza! Da kommt die nächste sborro-Filiale gerade recht. Die schreiende Stimme der männlichen Bedienung hinter dem Counter lässt dem zufälligen Passant außer Bestellung keine andere Wahl, aber bei dem Hunger wollen wir mal drüber hinweg sehen. Es ist eine der besten Pepperoni-Pizzas, die ich jemals gegessen habe. Der selben Meinung ist Heike; Wolfgang und Dirk wussten ja, was zu erwarten ist!

Für Dirk ist es an der Zeit, seine Flugverbindung für morgen endlich zu klären. Er verlässt uns, um zum Flughafen JFK zurück zu fahren. Treffpunkt ist unser Hotel. Unterdessen machen wir uns zu dritt auf in Richtung Time Square. Und obwohl der Time Square keine allzu große Ausdehnung hat, wird man hier von einer Flut aus Leuchtreklame erschlagen. Das Auge hat keinen Fixpunkt, an dem es hängen bleiben könnte. Es ist einfach gigantisch und unglaublich beeindruckend. Ich registriere eine der vielen NY'er McDonalds Filialen, ein riesiges Toys'R'us, diverse Kinos, Restaurants und ein Nike-Schuhgeschäft, in das wir hineinschauen. Geschlossen wegen Überfüllung, kann man da nur sagen.

 Wieder draußen lässt uns ein großes Laufband wissen, dass Papst Johannes Paul II. gestorben ist. Keine Zeit für große Gedanken. Das nächste Ziel ist das Empire State Building.

Doch nun bietet zum extremen New York, der Stadt, die niemals schläft, auch das Wetter sein eigenes Extrem. Kräftige Winde peitschen den massiven Regen durch die Straßenschluchten, durch die immer mehr Menschen ziehen. Ein Starkregen der Sonderklasse fällt auf uns hernieder, sodass wir unter einen Eingang flüchten und etwas abwarten. Wir arbeiten uns weiter in Richtung des ESB, von Straße zu Straße. Wir können es schon sehen, aber der Zeitpunkt ist da, dass ein Weitergehen sinnlos wird. Durchnässt bis auf die Knochen brechen wir diese Schwimmmeisterschaft ab und gehen nur noch bis zur nächsten Subway-Station. Inmitten der Peektime bekommt man nur noch einen guten Stehplatz im Waggon. Zwar war der erste Kontakt mit New York doch recht nass, aber nicht weniger beeindruckend. "Das hat sich gelohnt" stimmen Heike und ich überein, als wir in Newtown die Subway verlassen. In der Umgebung hat das Wetter seine Spuren deutlich hinterlassen. Ganze Baustellenabsperrungen und Papierkörbe liegen herum, Bretter und Warnschilder fliegen über der Straße und das Wasser ist zuviel für die Kanalisation.

Eine wärmende Dusche tut gut. Obwohl es erst 17.30 Uhr ist, hat dieser Tag für uns eine flugbedingte Überlänge von 7 Stunden. Etwas Ruhe kommt gerade recht, während es draußen weiter regnet wie aus Kübeln. Schade. Von Dirk ist noch nichts zu sehen. Ein paar Stunden Schlaf sollten kein Luxus sein. Gegen 9.00 Uhr meldet sich Stefan Krause auf meinem Handy. Wir besprechen die Problematik mit Dirks Fluganbindung, als dieser soeben eintrifft. Er ist nun Standby-Passagier auf dem gleichen United-Airlines-Flug, den Heike und ich am Folgetag regulär belegen. Die Chance auf diesen Platz sei hoch, weil oft nicht alle Passagiere zum Flug erscheinen, berichtet Dirk. So ist also noch nicht völlig sicher, ob er seine Reise parallel mit uns fortsetzen wird. Ggf. müsste er mit einer späteren Maschine nachkommen.

Nebenbei erfahren wir, dass in den USA die Uhren um 2.00 Uhr früh um 1 h vorgestellt werden - day light saving time! Um 3.45 müssen wir aufstehen. Damit nicht genug, werden wir ausgerechnet in dieser Nacht um eine weitere Stunde Schlaf beraubt. Es bleibt immerhin der einzige Diebstahl in NY.

Schlaf? Das ist nicht so einfach, denn nahe dem Hotel wird eine Geburtstagsfeier veranstaltet. Scheinbar gibt es nur eine CD, oder, der Player muss hängen geblieben sein! Im Zimmer über uns rennt zur selben Zeit eine Elefantenherde um ihr Leben und nimmt das Inventar dabei wohl arg in Mitleidenschaft. Eine Quelle der Entspannung ist es, dem vergleichsweise leisen Straßenverkehr zu lauschen. Na dann, gute Nacht ...