Mein Stimmungsbericht der

totalen Mondfinsternis vom 16. Mai 2003.

Saros 121(55/84)



Alle Angaben in MESZ  Ortszeit

Beobachtungsanlass: Totale Mondfinsternis,  Saros 121 (55/84)

Beo-Ort : Eppelborn, Hirschberg

Beo-Zeit: 02.45 - 5.45 Uhr MESZ

Wetterbedingungen: wolkenloser Himmel in alle Richtungen, fortschreitend leichter Nebel, hohe Luftfeuchtigkeit

Foto-u. Beobachtungsgeräte:

Meade Refraktor 90/1000+ Motor-Nachführung Gemini10, Canon EOS50 in Fokaltechnik (1000mm), Hi8-Videokamera piggyback,

M42-SLR mit Objektiv 55mm bei f 11 und Kodak Elitechrome 100, auf separatem Stativ für "Star-Trail"-Methode in Langzeitbelichtung.

Olympus Camedia C3020 für Umgebungs- und Stimmungsaufnahmen

10x50 Fernglas.


Diese Bilder sind mit der Olympus C3020 Digitalkamera gemacht.

 

Der Bericht vom roten Mond...

Grandios, triumphal und vor allem feuerrot schiebt sich die Sonnenkugel über die Osthügel nahe des Schaumberges, einer der höchsten Ebenen des Saarlandes. Von hier oben, dem Eppelborner Hirschberg, sehe ich über die in Nebel getauchten Senken und Felder zur aufgehenden Sonne, die dem zweiten astronomischen Hauptereignis den krönenden Abschluss setzt. Es hat geklappt - wieder hat das Wetter mitgespielt und ich konnte gemeinsam mit Manfred Haberstroh die totale Mondfinsternis heute früh mitverfolgen. Von Beginn an bis zur Totalität. Und es sah alles anders aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Das kam so:

Ich bin viel zu nervös und aufgeregt, als dass ich mich noch zum Ausruhen hingelegt hätte. Mehr noch, als vor dem Merkurtransit. Also bleibe ich voller Erwartungen die ganze Nacht auf und lauere auf den Himmel. Dazwischen immer wieder der kurze Blick auf die Kontaktzeiten und Belichtungstabellen. Um 2.30 Uhr fahre ich zum festgelegten Spechtelplatz.

Es ist eine kurze Fahrt, denn der ausgesuchte Platz liegt in meinem Wohnort auf den Feldern Eppelborns. Auch mal was schönes. Zu meiner Freude trübt kein Wölkchen die Sicht, und der Hauptdarsteller des Abends strahlt kräftigst vom Südhimmel! Aber die Luftfeuchtigkeit ist wieder einmal extrem, die Fenster des Wagens beschlagen schnell. Am Rande eines mir wohl bekannten Feldweges baue ich meine Instrumente auf festem Boden auf. Manfred ist nach kurzem Suchen auch am Platz und stellt seinen Mak auf.

Hier das timetable für den Ablauf der Finsternis:

Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde : 03:05:20, 18°

Beginn der astronomischen Dämmerung: 03:11:00, 17.5°

Eintritt des Mondes in den Kernschatten U1: 04:02:08, 13°

Beginn der nautischen Dämmerung : 04:18:00, 11°

Beginn der bürgerlichen Dämmerung : 05:09:00, 5°

Totalitätsbeginn U2 : 05:13:20, 4.9°

Totalitätsmitte greatest eclipse : 05:40:01, 1.7°

Monduntergang : 05:46:00, 0°, exakt im Westen

Noch während der Mond bereits den Halbschatten der Erde durchwandert, bin ich mit dem Einstellen des Teleskops und der Videokamera beschäftigt. Doch mehr noch als bei der 2001er-Finsternis fällt es mit blossem Auge auf: Der Mond ist auf dem Weg in Richtung Kernschatten. Im linken Mondquadranten ist bereits um 03:49 zum Rand ein graues Fleckchen zu sehen. Am deutlichsten zeigt das die Videokamera. Luna ist schon sehr tief im Halbschatten der Erde und bis U1 sind es nur noch ca. 13 Minuten.  Auch im Sucher der Teleskop-Kamera ist zu sehen, dass da was anders ist wie sonst.

Meine Nervosität ist groß und ich muss mich auf die Einstellungen der Kamera konzentrieren. Der Teleskopmotor läuft erst, nachdem ich die Plus- und Minuszuleitung korrekt anschließe. Ein kurzer Schock am frühen Morgen! Doch um 4.02 bin ich bereit für die Finsternis, die in ihrer Hauptsache jetzt angefangen hat. Ich beobachte den Mondrand durch das Fernglas in der 8-Uhr-Position. Im Laufe der Sekunden fällt mir die Verdunkelung auf, die stetig zunimmt, ja- sogar dramatisch, je länger ich schaue. Am besten scheint mir der Vergleich zu schwarzer Tinte, die langsam in den Mond einläuft und sich verteilt. Sehr befremdend.

Im 5-Minuten-Rhythmus mache ich Bilder durch den Refraktor. Die schwarze Ecke am Mondrand bekommt Gestalt, mit blossem Auge kann ich mir jetzt die kreisrunde Form des sich in den Mond ragenden Kernschattens komplett vorstellen. Die Ecke färbt sich in leichtem Rot. Antares im Skorpion ist gut erkennbar, er steht unweit des Mondes. Mein Blick schweift weiter nach links, und im Osten steht ein schon bemerkenswert auffälliger Mars, der mit -0,3 mag vom Himmel strahlt! Seine beste Zeit kommt noch, wenn er Ende August mit -2.9mag alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Ab Juni werde ich mich mit ihm befassen.

Hier und in Folge einige Eindrücke von der Videokamera, die auf dem Refraktor montiert ist.

Die Finsternis schreitet flink voran, und die Dämmerung steht uns schon deutlich im Rücken. Zartes Morgenrot kommt auf. Um 4.45 Uhr ist der verfinsterte Teil des Mondes deutlich in leichtem Rot erkennbar. Es geht in Richtung Totalität. 10 Minuten davor ist der Anblick im Fernglas wirklich toll. Der Mond gleicht sehr dem Mars mit einer abschmelzenden Polkappe. Das Blau des Himmels übernimmt die Oberhand. Doch der optische Eindruck ist nicht von der Hand zu weisen. Allmählich verschwindet der Mond. Nicht Wolken sind schuld, sondern die einsetzende Dämmerung. Die Kontraste verschwinden. Starker Tau schlägt sich auf den Optiken nieder, und ich muss mir mit einem Brillenputztuch behelfen.

Um 5:13 Uhr ist die Totalität erreicht. Und damit auch das Ende jeglicher Beobachtungsmöglichkeiten! Echt verrückt, das hätte ich nie gedacht. Der Mond ist einfach nicht mehr zu sehen, obwohl er noch über dem Horizont steht. Weder im Fernglas, noch im Teleskop-Kamerasucher ist etwas zu erahnen. Sicherheitshalber mache ich noch ein paar Fotos mit unterschiedlicher Belichtungszeit - man kann nie wissen. Und damit ist auch das zweite Highlight des Monats und Jahres erfolgreich beobachtet. Wirklich freuen dürfen sich alle Beobachter an der amerikanischen Ostküste, die diese Finsternis jetzt total und in vollen Zügen geniessen können. Wo immer das Wetter es zulässt.

Mittels Handy erkundige ich mich nach den Erfolgen im Osten der Republik. Auch hier Begeisterung bei Marc und Verein, der mir viele Eindrücke bestätigt.

Das Glück in wettertechnischer Hinsicht ist uns treu geblieben, einmal abgesehen von der unglaublichen Feuchtigkeit, die sich wieder auf allen Oberflächen bemerkbar macht. Ich werde alles unverpackt nach Hause fahren müssen, damit nichts rostet. Auch Manfred macht sich auf den Nachhauseweg. Zur Zeit des Mondunterganges um 5:45 fahre ich nach Hause. Von hoch oben ist zu sehen, wie sich die feuerrote Sonne über den Horizont schiebt. Das ist ein wahrer Anlass für ein digitales Abschlussfoto dieser Spechteltour!

Dieses war der zweite Streich. Und der dritte folgt sogleich. Und zwar in Island. Und zwar bei Egilsstadir, unserem Standort für die ringförmige Sonnenfinsternis. Wenn alles klappt, sind wir die Herrn der Ringe. Die komplette Seite für die Earth, Ring & Fire-Tour, die Abenteuerreise durch Island, kann hier abgerufen werden. Mit vielen Vorab - Infos zur Finsternis und dem Reiseplan.