Beobachtung von Komet C/2001 Q4 Neat

Beobachter: Alexander Birkner, Manfred Haberstroh

Beo-Ort: Braunshausen

Beobachtungsdatum: Nacht von 16.05. auf den 17.05.2004

Beo-Zeit: 22.00-2.00 Uhr MESZ

Wetterbedingungen: Seeing gut, niedrige Luftfeuchtigkeit, leichte Windböen

Beobachtungs- und Fotoinstrumente: 10x50-Fernglas, Meade 4"-Refraktor als Leitrohr für M42-Kamera auf Gemini-10-Nachführung, separate M42-Kamera für Strichspuraufnahmen und Fotos des ISS-Überfluges.


 

Am Westhorizont verschwinden gerade die letzten Wolken, als ich mich gegen 21.00 Uhr mit Manfred Haberstroh zum Spechteln in Braunshausen verabrede. Die Gelegenheit ist günstig für eine Kometenjagd unter einem dunklen Himmel.

 

In Braunshausen angekommen stelle ich leider fest, dass es hier in 550 Metern Höhe wieder einmal deutlich windiger ist als in den Niederungen. Wir beschließen, uns hinter dem sog. Westwall zum Beobachten aufzustellen. Als Westwall bezeichne ich eine etwa 2,50 Meter hohe Hecken auf einer Länge von etwa 500 Metern. Es ist eine wunderbare, natürliche Barriere gegen Westwind. Die Sichtbegrenzung in West-Richtung ist noch passabel.

 

Keine Wolke steht am Abendhimmel, und schon früh verrät sich unser Lieblings-Komet C/2001 Q4 Neat im Fernglas. Wir wissen, wo wir suchen müssen: Q4 steht oberhalb des Bienenstock-Sternhaufens (M44) und entfernt sich vom Stern Iota Cancri.

 

Um 22.54 Uhr zieht die ISS von Westen über uns, was ich dieses Mal mit dem 20-mm-Weitwinkel-Objektiv festhalte.

 

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ISS 22.54 MESZ

 

Es hat sich gelohnt, hier her zu fahren. Als die Dämmerung sich nach 23.00 Uhr kaum noch stört, ist Q4 Im Fernglas ein toller Anblick: Sein Schweif zeigt in die 9-Uhr Position und ist deutlich zu erkennen. Der Kern zeigt einen Grün-Ton andeutungsweise. Ich sehe den Kometen unter den bisher besten Sichtbedingungen und bin begeistert. Und nun kann ich ihn auch freisichtig mit dem unbewaffneten Auge entdecken! Ich erinnere mich an die Andromeda-Galaxie und meine, diese mit freiem Auge besser sehen zu können. Ein direkter Vergleich ist heute nicht machbar, weil  M31 viel zu tief am Horizont steht.

 

So ist es an der Zeit für einige Aufnahmen. Auf dem Refraktor ist die M42-Kamera bereit für Langzeit-Belichtungen. In der Kamera befindet sich noch immer der Provia F400-Diafilm vom 14.05., als wir in Lebach mit unseren Aufnahmen begonnen haben. Heute sind die Brennweiten 135, 200 und 500 mm dabei. Die Nachführung arbeitet nahezu perfekt, es ist quasi keine Korrektur in beiden Achsen nötig. Gelegentlich stören kurze Windböen.

 

Hier die Bilder des Diafilms. Für eine größere Ansicht auf die Bilder klicken:

 

C/2001 Q4 Neat

135mm, f4,

10 Minuten

C/2001 Q4 Neat

200mm, f4,

10 Minuten

 

Und zwischendurch geht der Blick immer wieder mit dem 10x50-Fernglas zum Komet. Das ist immer noch am besten. Sozusagen hinter uns, in östlicher Richtung, steigt die Sommer-Milchstrasse empor.  Sie ist sehr schön erkennbar und wird vom Schwan dominiert. Ganz fantastisch auch Wega in der Leier. Doch die beste Zeit der Milchstrasse steht noch bevor.

 

Es ist 0.40 Uhr, als sich Q4 dem Westhorizont entgegen neigt und knapp über den Hecken des "Westwalles" steht. Meine analogen Aufnahmen sind beendet. Doch ich möchte noch einen Digitaltest wagen. Dazu nehme ich mir die Canon EOS 300d, stelle sie auf ISO800-Simulation und Bulb. Das Ergebnis ist bei einer Belichtungszeit von 131 Sekunden schon beeindruckend:

 

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Canon EOS 300d

Belichtung 131s,

f5.6,

ISO 800,

90mm

 

 

Danach noch eine Aufnahme mit 5 Minuten Belichtungszeit. Und der Flugbetrieb ist leider auf diesem Foto zu erkennen. Es sieht aus wie 2 aufgehängte Wäscheleinen:

 

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Canon EOS 300d

Belichtung 291s,

f5.6,

ISO800,

90mm

 

Das Ergebnis macht Lust auf mehr. Und so ist es nahe liegend, ein paar Langzeit-Belichtungen im Bereich der Cygnus-Spalte in der Milchstrasse zu machen. Hier die Ergebnisse:

 

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Canon EOS 300d

  t = 325s

f 5.6

ISO800

38 mm (KB)

Canon EOS 300d

  t = 628s

f 5.6

ISO800

52 mm (KB)

 

Für erste Versuche nicht verkehrt. Q4 hat sich mittlerweile von der Himmelsbühne verabschiedet, und das gleiche tun Manfred und ich nun von der Spechtelbühne. In wenigen tagen sind die Bilder des Diafilmes verfügbar!