Finsternis als Sundowner

Die totale Mondfinsternis am 4. Mai 2004

TLE 1/2-2004,  Saros 131 (33/72)

 

Achtung, alle Zeiten in MESZ Ortszeit und für Eppelborn-Hirschberg gültig


Der Verlauf des Mondes durch den Kernschatten der Erde

 

Es wird viel passieren...

Das wird eine Herausforderung werden! Nach nur 177 Tagen ist dies die nächste Mondfinsternis seit dem 9. November 2003, die in ihren wichtigsten Phasen von Deutschland aus gesehen werden kann. Zumindest faktisch und auf dem Papier. Denn der Mond tritt bereits in den Kernschatten der Erde ein, wenn die Sonne an meinen Beobachtungsorten (Saarland-Mitte) noch gerade so über den Horizont spitzt. Günstig am Ereignis ist die Beobachtungszeit am frühen Abend.

Je weiter östlich man beobachtet, umso günstiger sind die Startbedingungen für die Finsternis. Denn z.B. ist die Sonne in Erfurt schon untergegangen, wenn die Finsternis beginnt. Wesentlichste Voraussetzung für eine vollständige Beobachtung ist ein Standort mit absolut uneingeschränkter Sicht zum Ost-Südost-Himmel. Nicht mal ein Grashalm sollte davor stehen!

In einer Höhe von 0.2° über Horizont kann man bei uns davon ausgehen, den Mond erst ein paar Minuten später zu sehen, wenn er sich über die schlimmsten Horizont- und Staubschichten emporgehoben hat. Während der Mond also verfinstert aufgeht, wird man gegenüber, bei klarer Sicht zum Osthimmel, auch den Erdschatten und darüber ein zartrosafarbenes Band erkennen, auch als Gürtel der Venus bekannt. Das wird sicher ein genialer Anblick sein. Doch ein uns milde gestimmtes Hochdruckgebiet wäre Grundvoraussetzung.

Die Größe der Finsternis beträgt das 1,309-fache des Mondscheibendurchmessers. Sie wird sicher dunkler als am 9. November 03 ausfallen, denn der Mond läuft deutlich tiefer durch den Erdschatten und ist auch weiter von seinem Rand entfernt.

Hier der globale Verlauf der Finsternis; im grau unterlegten Bereich ist die Finsternis vollständig zu sehen:

Grafik erstellt mit Cybersky von Stephen Michael Schimpf (www.cybersky.com)

Schaut man sich Zentral- und Südafrika, Indien oder Australien an, so erkennt man die erheblich günstigeren Beobachtungsbedingungen. Der Mond steht wesentlich höher als bei uns und zu keinem Zeitpunkt in Horizontnähe.

 

Der Fahrplan für diese Mondfinsternis:

Daten errechnet für Eppelborn-Hirschberg (Saarland) mit dem Mondfinsternis-Rechner von 
http://aa.usno.navy.mil/data/docs/LunarEclipse.html

                                                              Azimuth   Höhe
                                                  h  m             in Grad
Mondaufgang                         2004 May 04  20:44         115.5     ---
Sonnenuntergang (!)                 2004 May 04  20:54         294.4     ----
Mond tritt in den Kernschatten      2004 May 04  20:48.2       116.2      0.2
Totalitätsbeginn                    2004 May 04  21:52.0       128.4      8.0
Finsternismitte                     2004 May 04  22:30.1       136.3     12.3
Totalitätsende                      2004 May 04  23:08.3       144.6     16.0
Mond verlässt den Kernschatten      2004 May 05  00:12.1       159.4     20.4
Mond verlässt den Halbschatten      2004 May 05  01:09.5       173.5     22.3
Moonset                             2004 May 05  06:14         240.9     ----

 

Schwieriges Fotoprogramm?

Richtig gute und scharf gezeichnete Fotos sind in allen Phasen der Mofi bei uns dieses Mal nicht so richtig machbar. Gehen wir davon aus, dass sich der Einfluss der Atmosphäre (Refraktion) und die dunstigen Schichten bis mindestens 8° über dem Horizont störend bemerkbar machen, wird dieser Zusammenhang schnell klar.

Zu Finsternisbeginn/Mondaufgang wird eine Spotmessung auf den Mond schon relativ lange Belichtungszeiten anzeigen. Der Einfluss des Halbschattens hat natürlich deutliche Auswirkungen auf die Belichtung. Ein nachgeführtes Teleskop macht daher auch in den partiellen Phasen Sinn. Es ist für gute Totalitäts-Fotos ohnehin unerlässlich. Empfehlenswert ist der Fuji Pro Via F100-Diafilm, wegen seiner hervorragenden Graubalance.

Weniger Vergrößerung ist hier also mehr. Auch Reihenaufnahmen oder die Star-Trail-Technik sind äußerst schwierig, weil die Sonne den Himmel noch lange erhellt und die nautische Dämmerung erst um 22:18 Uhr MESZ beginnt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Himmel hinreichend dunkel mit Aufhellung im Westen. Der Mond steht total verfinstert gerade mal 12° über dem Südost-Horizont.

Wie man aus der Kontaktzeiten-Liste oben erkennt, schleicht Luna die ganze Zeit entlang der Horizontnähe. Damit man sich schon mal moralisch und kameratechnisch darauf einstimmen kann, habe ich auf einer separaten Seite Sichtdiagramme erstellt. Siehe linke Spalte Himmelsansichten.

Allen Beobachtern, besonders den weiter östlich in D wohnenden, very clear skies!