Venus vor der Sonne -

was passiert am 8. Juni 2004?


Venus, unser nächster Nachbar zur Sonne, wird einen Tag lang für Schlagzeilen in der Medienwelt sorgen. Und die schon fast vergessenen Finsternisbrillen der 99er-Sonnenfinsternis kommen noch einmal zum Einsatz. Auch von Zeitgenossen, die sonst kein Interesse an Astronomie zeigen.

Unser innerer Nachbarplanet Venus wird, von der Erde aus gesehen, vor der Sonnenscheibe vorbeiwandern. Das Ereignis an sich ist eine ausgesprochene Seltenheit. So selten, dass kein unter uns lebender Mensch vom letzten Venustransit persönlich berichten könnte. Denn das liegt rund 122 Jahre zurück und war am 6. Dezember 1882.

Durch das Ereignis ist es möglich, den Abstand Erde-Sonne sehr genau zu bestimmen, wenn Beobachtungsdaten verschiedener Orte vorliegen. Aus diesem Grund ist die historische Bedeutung eines Venustransits schwerwiegend. Der Unterschied zur heutigen Zeit ist jedoch, dass am 8.6.2004 jeder Interessierte dieses Ereignis mit kompakten Präzisionsgeräten anschauen kann, von denen die damaligen Beobachter nur träumen konnten. Ein einfaches Teleskop und eine Funkuhr reicht prinzipiell schon zur Zeitbestimmung aus.

Einen Vorgeschmack auf dieses seltene Ereignis gab es am 7. Mai 2003, als Merkur vor die Sonnenscheibe trat. Das war für die Astronomiegemeinde schon ein großes event, jedoch weniger für die breite Öffentlichkeit. Denn ein ungeübter Beobachter konnte den Merkur leicht übersehen oder mit einem Sonnenfleck verwechseln. Das ist sogar dem Nachrichtensender n-tv bei seiner Berichterstattung passiert.

Ganz anders jetzt beim Venustransit. Der Planet wird sich durch seine Größe eindeutig zu erkennen geben.

! Wichtige Warnung !


!!!

Niemals die Sonne mit einem Fernglas oder Teleskop ohne entsprechende Schutzfilter beobachten. Es droht Erblindung. Der Venustransit kann z.B. mit einer Sonnenfinsternis-Schutzbrille oder einem mit Filterfolie versehenem Fernglas sicher beobachtet werden. Wer dieses Kapitel nicht versteht oder die nötigen Utensilien nicht vorliegen hat, wende sich am besten an ein örtliches Planetarium!


Aber warum ist das Ereignis so selten? Venus ist wie Merkur ein innerer Planet, d.h. sie sind der Sonne näher als die Erde. Ein Transit kann grundsätzlich nur eintreten, wenn  die Erde und Venus in einer Linie zur Sonne zeigen. Das ist im Mittel alle 584 Tage der Fall. Doch zumeist läuft Venus dann oberhalb oder unterhalb der Sonnenscheibe vorbei und steht somit unsichtbar am Taghimmel. Das ist gleichzeitig der Zeitraum des geringsten Abstandes zur Erde.

Damit wir den Planet vor der Sonne sehen, muss noch eine weitere Bedingung erfüllt sein: Merkur oder Venus müssen sich nahe oder im sog. Knotenpunkt befinden. Das ist die Stelle der Planetenbahn, in der die Erdbahnebene nach oben oder nach unten, bzw. von Nord nach Süd durchlaufen wird.

Anders beschrieben, muss die Erde mit Merkur oder Venus dann in einer Linie zur Sonne zeigen, wenn diese gerade ihren aufsteigenden oder absteigenden Knoten passieren. Nur in diesem Moment zeigen sich die beiden inneren Planeten vor der Sonnenscheibe. Speziell nun bei Venus treten die Transite stets nach über 100 Jahren auf, dann aber paarweise im Abstand von 8 Jahren. Beide Paare treten dann entweder im Juni oder im Dezember auf.

Auf der Startseite ist der gesamte Verlauf zu ersehen. Dabei fällt auf, dass die Venus weit südlich der Sonnenmitte ihre Bahn zieht, weil sie schon etwas abseits ihres absteigenden Knotens steht. Uns wird die Ehre zuteil, in einer besonderen Zeit zu leben. Denn dieser Transit ist in seiner gesamten Länge aus in Deutschland zu sehen. Am 6. Juni 2012 ist vom 2. Transit im 21. Jahrhundert nur noch das Ende bei uns zu sehen. Günstige Beobachtungsorte für diesen zweiten Transit wären Standorte in Asien, Australien, oder im hohen Norden zu Zeiten der Mitternachtssonne.

Etwas schwierig ist die Bestimmung des Zeitpunktes, wann Venus gerade in die Sonnenscheibe eingetreten ist. Hier zeigt sich nämlich das sog. Tropfenphänomen. Es erweckt den Eindruck, Venus löst sich wie ein Tropfen vom inneren Sonnenrand.

Von einer spürbaren Abdunkelung kann freilich nicht die Rede sein; gerade mal 0,1% des Sonnendurchmessers wird von der Venus bedeckt. Doch mit einem fantastischen Durchmesser von stolzen 58.6" ist Venus während des Transits im größtmöglichem Format zu sehen. Kein Wunder - zur Konjunktionszeit wird der geringste Abstand zwischen Erde und Venus erreicht.

Eigenschaften der Venus

Die ungleiche Schwester der Erde, wie sie manchmal genannt wird, war jahrhundertelang geheimnisumwittert. In den frühen 50er Jahren wurde mithilfe von Radarmessungen eine hohe Oberflächentemperatur ermittelt. Das machte die These von einer "dampfenden, paradiesischen Venus" erst einmal zunichte. Doch erst Anfang der 60er Jahre konnte mithilfe diverser Raumsonden dann die wahre Ungastlichkeit dieses Planeten bestätigt werden.

Durch einen globalen Treibhauseffekt liegen die Temperaturen an der Oberfläche bei 460°C. Das ist genug, um Blei wie Butter in der Sonne schmelzen zu lassen, liegt jedoch etwa 500° unter der Temperatur flüssiger Lava. Schwefel und Kohlendioxid bilden die Hauptbestandteile der Atmosphäre. Die Atmosphäre wiederum ist am Boden so dicht wie auf der Erde der Wasserdruck der Ozeane in 900 Metern Tiefe.

Man rechnet diese Höllenbedingungen dem einstigen Zusammenspiel des Vulkanismus und der hohen Sonneneinstrahlung zu. Durch den Kohlendioxid-Ausstoß der Vulkane konnte die Wärmestrahlung der Sonne nicht wieder entweichen, und es stellte sich eine Mörder-Temperatur ein. Durch die dicken Atmosphären-Schichten werden kosmische Geschosse, deren Einschlagskrater zuhauf auf anderen Himmelskörpern zu finden sind, effektiv abgeblockt und verglühen weit vor dem Erreichen der Oberfläche. Man hat auf Raumsonden-Fotos kaum Einschlagkrater gefunden.

Dieser Planet wird für etwaige Besucher immer ein Tabu-Ort bleiben. Wenngleich schon Mars-Besiedlungspläne immer etwas utopisches mit sich bringen - für die Venus braucht man sie nicht mal gedanklich zu erstellen. Keines der Landegeräte auf Venus überlebte länger als 1 Stunde, trotz Verwendung von Titan als Außenhaut. Die wenigen Fotos, die es von der Oberfläche gibt, zeigen eine Steinwüste aus zerbrochenen, erstarrten Lavaplatten. 3% des Sonnenlichtes, dass die oberen Atmosphärenschichten trifft, kommt bis zum Boden durch.