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Das schiefe Doppelhaus

10/2011

Status: Das Gebäude ist seit Ende November 2011 nicht mehr existent.


Über das Objekt:

An einem sonnigen Tag Anfang Oktober betrat ich mit Genehmigung der Bauleitung dieses zum Abriss anstehende Objekt inmitten einer völlig ruhigen Wohngegend.

Die Erreichbarkeit war infolge der komplett aufgerissenen Straße nicht ganz einfach - die Zufahrt erfolgte über eine Schotterpiste.
Auf den ersten Blick von außen konnte ich nicht sofort erkennen, warum dieses Haus
verlassen werden musste. Einmal abgesehen vom total verwilderten Vorgarten erweckte das
Gebäude nicht sofort einen besonders maroden Eindruck.

Hinter dem Haus zog sich ein langer, schmaler Garten bis in große Entfernung. Von den verbliebenen Pflanzen konnten sich übergroße Tannen und Koniferen im gegenseitigen Wildwuchs behaupten.


Im Gebäude, im Bereich der nach Südwesten gelegenen Räume bemerkte ich eine dramatische Neigung infolge von Absenkungen des Bodens. Ich hatte das seltsame Gefühl, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Das Auge war versucht, diese Schieflage permanent auszugleichen.

Vermutlich war es genau diese Irritation, die mir während der ca. einstündigen Exkursion sogar ein leichtes Kopfweh verursachte. Als ich meine Lampe zu Boden legte, rollte diese auch gleich zügig auf die Zimmerwand zu...

Umher liegende Schrauben und Nägel zeigten mit den Köpfen ebenfalls gen Hauswand. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich an zahlreichen Wänden durchgängige, teils sehr breite Risse. Hier war nichts mehr zu retten, die Schieflage betrug mehrere Grad. Es ergaben sich durch die Einstrahlung der schon tief stehenden Sonne bizarre und herausfordernde Lichtspiele. Im Gebäude teilten sich durch direktes Sonnenlicht Spitzlichter und dunkle Bereiche gleichermaßen manche Räume. Nur eine gezielte Belichtungskorrektur, weit, weit abseits der automatischen Belichtung war hier das Mittel der Wahl.

Während der Außenaufnahmen kam eine uralte Frau vom Nachbarhaus und beobachtete mich argwöhnisch. Sie sprach kein Wort zu mir. Mir schien es so, als wäre ich auf den alten Geist der einstigen Hausbewohner getroffen!

 Ich konnte nur die linke Hälfte des Doppelhauses betreten, die rechte Hälfte wäre nur mit lautstarker Gewaltanwendung zu öffnen gewesen.

Nach meiner Vermutung war seit 1-2 Jahren hier niemand mehr zugange. Es befanden sich fast gar keine Einrichtungsgegenstände mehr im innern, nur sehr wenige persönliche  Habseligkeiten wie Postkarten, Poster und Wandteller hingen vereinzelt an den Wänden.

Anfang Dezember 2011 war das Gelände vollständig geebnet.

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