Sonntag, 01. Juni 2003

Tag E+1

- Schwefel und Spalten -

Sunrise Laugar 02:32

Sunset Blonduos 23:57

Der Mond steigt in den Tagen nach Neumond nicht unter die Horizontlinie.

Die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden (neues Fenster)


Laugar - Akureyri - Skagafjördur - Blönduos - Hvammstangi (ca. 260km)


Zum Frühstück gesellen sich nochmals Jan Meeus & Sohn zu uns. Wir erfahren, dass nicht so sehr die Finsternis selbst, sondern hauptsächlich Island der Reiseanlass für beide ist. Es muss schon lange auf der Wunschliste gestanden haben. Wir verabschieden uns von ihnen, und verlassen das Hotel um 8.20 Uhr. Das regnerische Wetter von gestern ist gewichen, und unter diesen Umständen sind wir der Überzeugung, dass sich eine Rückfahrt zur Fotosession nach Krafla lohnt.

Wir fahren über Norden um den Myvatn-See und sehen am Ufer die aufgebrochenen Lava-Felsen. Nach ein paar Kilometern sind wir wieder im Krafla-Gebiet. Jetzt können wir einen Blick in den Kratersee Viti wagen. Grün leuchtet das Wasser des Sees. Der Überblick auf das gesamte Dampfkraftwerk-Areal ist schon beeindruckend und das Gelände scheint vom Entwurf einem PC-Spiel zu entstammen. Überall führen Rohrleitungen scheinbar ins Nirgendwo. Schwefelgeruch liegt in der Luft. Auch den Jupitermond Io, mit dem ich den Namafjall vergleiche, erhält erneut Besuch von uns. Die Solfataren schießen unter lautem Zischen ihren Dampf aus dem Boden. Wahnsinn.

Nachdem wir erneut Namaskard passiert haben, fängt erst jetzt das für heute geplante Programm an. Der Godafoss (Wasserfall der Götter) ist wieder so ein majestätischer Wasserfall, der unweit von der Ringstraße zu sehen ist. Nicht so hoch wie manche Fälle der letzten Tage, aber breit, laut und beeindruckend. Nicht das beste Fotowetter, aber wenigstens kein Regen. Das Gelände ist extrem steinig und mit etwas Kletterkunst kann man gute Standpunkte zum Beobachten erreichen. Nach etlichem Posing sowie Selbstportraits mit und ohne Wasserfall geht es weiter nach Akureyri, der Hauptstadt des Nordens.

Von der gegenüberliegenden Straße kann man sehr schön über den Eyjafjördur auf das Städtchen rüberschauen. Ein langer, aufgeschütteter Wall verkürzt etwas den Weg zur Stadt. Mir fallen die vielen, bunter Holzhäuser hier auf, die offenbar restauriert wurden. Unzählige Souvenirshops, das isländische Fernsehen RUV Rikisudvarpid und die Zeitung Morgenbladid teilen sich ein Gebäude. Wir treffen Stefan Krause, der eine Gruppe Sofi-Touristen erfolgreich an den Olafsfjördur geführt hat. In einem gemütlichen Cafe tauschen wir unsere Eindrücke und Erlebnisse aus. Er kann tatsächlich erste, sehr beeindruckende Fotos der Ringphase zeigen. Aber auch hier wird klar, wie knapp es wirklich ausgegangen ist. In den Bildern der Ringphase sind schon Wolkenschleier zu erkennen. Bilder vom 4. Kontakt sind nicht dabei. Zu diesem Zeitpunkt hat die Wolkenfront offenbar die ganze Insel bedeckt.

Schnell vergehen die Stunden, und auch der Blick in die Sofi-Zukunft ist Gesprächsthema. Manfred ist ganz begeistert von den Simulationsmöglichkeiten, mit der man eine Finsternis am PC-Laptop zeigen kann. Panama 05 wird diskutiert, aber auch eine Reise an das südliche Limit der Ringfinsternis im Oktober 05 nach Portugal oder Tunesien ist reizvoll.

Unsere Tour geht weiter über das bergige Land der Öxnalsheidi. Bei Hvammstangi ist das Suchen unseres Hotels ein Geduldsspiel, weil die Agentur Straßenname mit Ort verwechselt hat. Beim Anruf im Hotel erfahre ich, dass es sich um ein Gästehaus in 9 km Entfernung zur Hauptstraße liegt. Eine Schotterpiste führt uns an den Reiterhof/Gästehaus. Keiner von uns hätte gedacht, in dieser Abgeschiedenheit überhaupt auf menschliche Zivilisation zu treffen. Und doch, der Hof ist nett gestaltet und hat auch einen Internetzugang, den ich direkt nutzen muss. Klipsi hat  Fotos der Finsternis aus dem Flugzeug auf seiner Seite veröffentlicht.

Claudia führt das Gästehaus Brekkulaekur und kommt aus Bayern. Sie ist schon seit Jahren hier in der Einsamkeit Islands. Heute ist bei ihr ein neuer Küchenchef zum ersten Mal im Einsatz und zaubert uns ein leckeres, überbackenes Fischgericht mit Reis und Salat zum Abendessen. Weitere Reisende sind hier untergebracht; die meisten sind Deutsche. Im Gästebuch entdecke ich einen Tagebucheintrag von 3 Franzosen. Sie müssen irgendwo in der Umgebung die Ringphase der Sofi gesehen haben. Leider ist der Ort nicht genannt.

In unserem Zimmer hängt ein Battiken-Bild mit der Karte Islands. Es ist angenehm warm; und dieser Eindruck verstärkt sich umso mehr, wenn ich aus dem Fenster schaue und den Wind über die Hochebene fegen sehe. In weiter Ferne leuchten die Lampen in einem Holzhaus. Nur auf den ersten Blick scheint die Distanz zum Nachbar gering. Es wäre ein ordentlicher Fußmarsch dort rüber.

 

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