Erstsichtung von Komet C/2001 Q4 Neat

Beo-Ort: Eppelborn, zuhause

Beobachtungsdatum: 11.05.2004

Beo-Zeit: 21.40 - 23.15 Uhr MESZ

Wetterbedingungen: Seeing anfangs gut bis mäßig, hohe Luftfeuchtigkeit, später Hochnebel


Ich bin überrascht über den klaren Himmel an diesem Abend. Seit der totalen Mondfinsternis am 4. Mai ist an Beobachtungen irgendwelcher Art im Saarland nicht zu denken. Ein Tief nach dem anderen treibt sein Unwesen. Selbst die Sonne zeigt sich höchstens zwischen Wolkenlücken und steht dann meist im Dunst.

All' das natürlich ausgerechnet zu der Zeit, als der Komet C/2001 Q4 Neat in unseren Breiten über die Horizontlinie steigt. Doch heute Abend ist für mich die erste Gelegenheit zur Sichtung gekommen, denn die letzten Wolkenschleier sind gegen 21.00 Uhr verschwunden. Diese Chance lasse ich mir nicht nehmen und baue unweit der Wohnung den Refraktor mit der Nachführung auf.

Doch in erster Linie will ich erst einmal Q4 auffinden und im Fernglas beobachten. Die Bedingungen scheinen recht günstig, leichter Nebel steigt jedoch von der angrenzenden Wiese empor. Doch nicht wirklich störend. Der Himmel ist noch zu hell, und so nehme ich erst einmal die Venus in's Visier. Total irre! Mit 20mm-Okular und der 2,5-fach Barlow-Linse am 4-Zöller sieht die Venusphase nun wirklich wie eine schlanke Mondsichel aus. Wie in einer Miniatur. Absolut spitzenmäßig, ich kann mich gar nicht genug satt sehen. Dank der Webcam und dem Laptop ist es ein leichtes, einige Kurz-Videos davon zum Bearbeiten aufzunehmen. Fast formatfüllend steht Venus im TFT des Laptop.

Aufnahme mit Philips ToUCam

5fps, 20% Sortierrate (700 Einzelbilder)

640x480 x2

Doch mich interessiert Q4. Er steht zwischen West-Südwest in etwa 25° Höhe über dem Horizont und befindet sich zwischen dem Sternbild Hydra (die Wasserschlange), links gelegen, und dem kleinen Hund zur rechten Seite, mit Prokyon als unübersehbare Auffinde-Hilfe. Bis zur Ekliptik ist es nicht weit, nur wenig rechts findet sich der gelbliche Saturn, weiter unterhalb Mars und die alles überstrahlende Venus, die mir sogar im 10x50-Fernglas eine Sichelgestalt zeigt! Doch es ist um 22.00 Uhr noch immer nicht dunkel genug, um den Komet zu finden. Einige Hintergrundsterne sind deutlich erkennbar, aber noch kein Schweifstern.

Zurück zum Refraktor und ein schneller Schwenk nach Süden, wo Jupiter den Himmel dominiert. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, den Schattenwurf eines Jupitermondes auf der Planetenscheibe zu erkennen. Auch vom Dicken mache ich ein paar Kurz-Videos von 2 Minuten Länge. Zwischenzeitlich verschlechtern sich die Sichtbedingungen, weil der Nebel langsam den Horizont hochkriecht. Rund um Prokyon kann ich Q4 leider immer noch nicht sehen, doch der Himmel ist möglicherweise noch nicht dunkel genug.

4 Videos von Jupiter sind ausreichend, und schließlich beginnt die Optik des Refraktors zu beschlagen. So ein Mist. Aber nicht zu ändern. Für Langzeitbelichtungen ist heute Abend also in jedem Fall die falsche Zeit.

Aufnahme mit Philips Webcam, 10fps, 20% aus 600 Bilder, 640x480

 

Es ist kurz vor 23.00 Uhr. Die Dämmerung ist ausreichend verschwunden und der Nacht gewichen. Ringsum rührt sich nichts, es ist sehr still an diesem Dienstagabend in Eppelborn. Ich bewege mich langsam mit dem Fernglas zwischen Hydra und Prokyon. Und tatsächlich: Da steht C/2001 Q4 plötzlich mittig im 10x50-Bino!

Meine Erstsichtung von Q4 ist um 23.01 Uhr gelungen!

Mir erscheint er außerordentlich flächig, überwiegend weiß mit diffusem Rand, zum Kern hin vielleicht einen Hauch von Grün. Ganz anders im Aussehen, wenn ich mir Ikeya-Zhang in die Erinnerung zurückrufe. Einen Schweif kann ich kaum erkennen, meine aber, dass er andeutungsweise in die 10-Uhr-Position zeigt. Hier stört vielleicht schon der heraufziehende Nebel. Doch die Ausdehnung ist wirklich sagenhaft. Ich muss sagen, dass es ein sehr leichtes Objekt zum Auffinden ist. Bilder mit Nachführung sollten ein leichtes sein, um ein paar schöne Erinnerungen von diesen Vagabunden zu bekommen.

Als ich beginnen will, den Refraktor auf Q4 zu steuern, schlägt die obere Etage gnadenlos zu. Eine Nebelbank verschlingt das neblige Fleckchen. Und so schnell! Als wollte mir die obere Etage mitteilen, Du hast ihn jetzt gesehen, das soll für heute mal reichen, er wird schon von so vielen Paparazi verfolgt. Nun, meine Fotosession wird in den nächsten Tagen folgen können.

Ich bin hochzufrieden, das war ja klasse, Q4 gleich bei der ersten Möglichkeit gesehen zu haben! Indes ertrinkt der Refraktor in Nässe, Boden- und Hochnebel machen sich massiv bemerkbar. Ich kann für heute einpacken, aber dieses Spontan-Spechteln in den wenigen Stunden klaren Himmels hat sich echt gelohnt. Noch während ich die Geräte abbaue, addiert Registax am Laptop die Einzelbilder der Videos zusammen. What a beautiful night!


Hier der Größenvergleich von Venus und Jupiter im Teleskop:

Jupitergröße: 39,0", Venusgröße: 43,6" am 11.05.2004