ASE 2005 - Meine Reise zur ringförmigen Sonnenfinsternis in Tunesien

Sonntag, 02. Oktober 2005

Reisetag 3/8, Finsternistag E -1


 Planungen rund um die Finsternis


 

Auch heute morgen

stimmen die Internetprognosen mit der tatsächlichen Wetterlage perfekt überein. Als ich von der Terrasse unseres Zimmers auf den Weg zum Pool gehe, begrüßt mich um 5.30 Uhr ein perfekt klarer Dämmerungshimmel. Niemand ist unterwegs. Kein Wunder, man soll ja Urlaub hier machen. Nur ein leichter Wind weht am Strand. Cornelius ist, ebenfalls mit Stativ bewaffnet, früh unterwegs.

 

Zwischen 2 Palmen

steht eine wunderschöne, schlanke Altlicht-Mondsichel über dem Meer. Dieses Motiv ist ein Klassiker vor dem eigentlichen E-Day. Doch es soll heute Morgen noch viel besser werden. Die Sonne wird in einer halben Stunde ebenfalls über dem Meer aufgehen. Vielleicht klappts ja sogar mit einem grünen Blitz - wer weiß? Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen und erwarten den Sonnenaufgang mit großer Brennweite. Meine Russentonne, auf 1300mm gestreckt, sollte gut geeignet sein. Conni fährt mit 800mm Brennweite.

 

 

Die Mondsichel

ist unsichtbar, als ich wenige Minuten vor Sonnenaufgang den Mars noch erkennen kann. Die Sicht ist durch nichts behindert, und so beobachten wir den heller werdenden Horizont über dem Meer. Das gibt's ja gar nicht! Vor mir im Kamerasucher flimmert ein fetter grüner Blitz, als ich auslöse. So ein Exemplar habe ich noch nicht gesehen. Einen Moment später erst schiebt sich der obere Teil der Sonne empor. Immer wieder schälen sich scheinbar Fragmente von der Sonne mit grünlichem Leuchten. Wahnsinn! Der grüne Blitz zeigt sich noch 3x. Die Sonne geht in Omega-Form auf und nachdem sie über dem Meer steht, sieht man den untersten Teil nochmals auf der Meeresoberfläche. Was für eine Show! Kann ein Tag besser beginnen?

 

Hochzufrieden

geht es in die "Frühstücks-Grotte". Hier ist nicht viel los, denn 500 Italiener haben das Hotel wieder verlassen. Es ist sehr ruhig geworden. Der Vormittag steht nun wieder ganz im Zeichen der Sonnenfinsternis-Vorbereitungen. Ich verfeinere meine Pläne nochmals, Conni und Manfred testen ihre Ausrüstung.

 

Am Nachmittag

besucht uns dann Daniel Fischer, seine Freundin Susanne Hüttemeister, sowie Christine und Ralf. Daniel hat bereits einige Tageszeitungen in arabischer Schrift gekauft, in denen auf die Sofi hingewiesen wird. Vorrangig will das Team in Medenine beobachten. Die Stadt liegt nahe der Randzone, etwa 14 km davon entfernt. An dieser Stelle zeigt sich ein eindeutig geschlossener Ring. Ich bespreche meine Pläne mit der Beobachtung im Bereich am inneren, nördlichen Limit. Lt. Daniel beziehen sich die Angaben von Fred Espenak, dessen Daten meiner Planung zugrunde liegen, auf eine totale Finsternis. Allerdings wird die Sache trotzdem interessant, weil es von diesen Punkten am Nordlimit einfach noch nicht so viele Erfahrungswerte gibt. Ich halte vorrangig an diesem Ziel fest, auch auf die Gefahr hin, keinen geschlossenen Sonnenring zu sehen.

 

Sorgen

macht uns eher das Hurrican-Tief Rita, dessen Ausläufer auch den Süden Tunesiens beeinflussen und schon seit Tagen für eine eher unruhige Wetterlage sorgt.  Da Daniel keine Internetanbindung im eigenen Hotel hat, beschließen wir, dass ich ihm die Wetterntwicklung von meteoliguria und OCEANOR am Morgen des E-DAY weitergebe. Das Team um Daniel hat schon einige interessante Ausflüge in die Wüste hinter sich. Auf viel Interesse für die Sofi ist er ebenfalls bei Bevölkerung oder Touristen nicht gestoßen. Nach einem gemeinsamen Cocktail verabschieden wir uns voneinander. Den nächsten Telefonkontakt gibt es demnach morgen früh gegen 5.00 Uhr.

 

Noch wichtiger

ist unser nächster Nachmittagstermin mit Abdul, unserem Taxifahrer. Er erwartet uns bereits um 17.00 Uhr vor der Hoteleinfahrt. Gemeinsam bringt er uns mit einem Kollegen in ein nahe gelegenes Cafe. Wir erregen einige Aufmerksamkeit bei den tunesischen Gästen des Cafes. Hier und da wird ein Wasserpfeifchen geraucht, Cola ist das dominierende Getränk auf den Tischen. Manfred hat einige Willkommensgeschenke für Abdul dabei.

 

Was nun folgt,

ist eine teils kontroverse Diskussion über den Ablauf des Sofi-Tages. Zunächst kann Abdul überhaupt nicht verstehen, dass wir es im Grunde ganz einfach haben möchten. Conni und ich wollen mit GPS-Navigation an das nördliche Limit vor Medenine fahren, Ellen und Manfred zielen punktgenau auf die Zentrallinie südlich von Tatouine an den Ort Bir Amir.  Sie haben kein GPS, was auch nicht nötig ist, denn es hilft ihnen meine preparierte Satellitenkarte aus Google Earth mit Kilometerangaben.

 

Abduls Vorschlag,

an landschaftlich schöneren Stellen zu beobachten, liegt freilich nicht in unserem Interesse und wird verworfen. Keine Attraktionen, keine Sehensdwürdigkeiten - einfach nur die Wunschplätze anfahren. Kopfschüttelnd des einfachen Auftrages wegen, willigt er schließlich ein und bestätigt uns die Durchführbarkeit. Abfahrt am Hotel für beide Gruppen ist um 5.30 Uhr, um auf eventuelle Wetterkapriolen vorbereitet zu sein. Des weiteren legen wir die Ausflüge für Dienstag und Mittwoch fest. Da uns sein Preis-Bundle nach ständigem Verhandeln nicht zusagt, verwerfen wir den 3. Tag und trennen uns von der Region um Douz.

 

Am Ende

haben wir nun die Fahrt am Sofi-Tag, mehrere Ausflugsziele rund um Tatouine, die Erkundung von Zarzis  und eine Inselrundfahrt um Djerba. Wir sind nur noch 6 Tage vor Ort, und ein wenig entspannen täte auch mal nicht schlecht. Ein Abendessen bei seiner Familie wäre abschließend auch noch inklusive. Also gut.

 

Nun

 ist also der organisatorische Teil der Reise erst einmal abgeklärt. Abdul bringt uns zurück zum Hotel, wo unser all-inclusive Abendessen auf uns wartet. Thema heute Abend ist Fisch, aber wer das nicht will, kann aus dem alternativen, reichlichen Menü auswählen. Als es sich bei einem gemeinsamen Drink an der Poolbar langsam bewölkt, beruhigt mich das insofern, als dass die Wolken-Prognosekarte der OCEANOR als einzige damit richtig ist. Ein Regengebiet streift den Osten Tunesiens im Küstenbereich. Hoffentlich dehnt es sich nicht weiter aus...

 

Nervös

beenden wir den Abend, wohl wissend um das große Ereignis morgen und mit reichlich Nervosität im Anbetracht der Finsternis in wenigen Stunden...